THE DARK SIDE OF THE MOON – Interview (2023)

Bekannte Songs im neuen Gewand

The Dark Side Of The Moon ist eine neue Symphonic Metal-Band, die sich aus Melissa Bonny (Ad Infinitum, Vocals), Hans Platz (Feuerschwanz, Gitarre), Morten Løwe Sørensen (Amaranthe, Drums) sowie Jenny Diehl (Feuerschwanz, Harfe) zusammensetzt. Sie haben dabei auch einige namhafte Gäste für die Aufnahmen ihres im Mai erscheinenden Debütalbum „Metamorphosis“ engagiert. Der Großteil der Songs basiert auf bekannten musikalischen Themen aus Filmen, TV-Shows und Videospielen, es sind aber auch drei Eigenkompositionen dabei. Hans Platz stand für ein Interview zur Verfügung, um die Hintergründe der Band und die Entstehung ihres ersten Albums zu erläutern.

Hallo Hans, The Dark Side Of The Moon ist eine neue Band, ihr bringt im Mai euer Debütalbum „Metamorphosis“ heraus. Wie ist es zu der Bandgründung gekommen?

Eigentlich durch eine Wette! Melissa wollte wissen, welches Video zuerst eine Million Klicks bekommt – das jeweils neue Video von Feuerschwanz oder das von Ad Infinitum. Der Wetteinsatz ihrerseits war, auf einem Track von mir zu singen – und ich habe die Wette gewonnen. Ich hatte schon immer Spaß an Filmmusik und hatte auch in der Vergangenheit schon ein paar instrumentale Metal-Cover aufgenommen, aber diesmal wollte ich etwas mit Gesang! Bei dem Song handelt es sich um eine Metal-Version von „Jenny Of Oldstones“ aus Game Of Thrones, im Original von Florence + the Machine. Es war also an sich eine reine Spaßaktion, mit einem schicksalhaften Resultat, denn aufgrund von nur diesem einen Song gab es den Plattenvertrag mit Napalm Records!

Ist der Bandname auf das vor 50 Jahren erschienene legendäre Album von Pink Floyd bezogen oder wie ist er zu verstehen?

Die dunkle Seite des Mondes steht bei uns für unerforschtes Gebiet, Luna Incognita sozusagen. Wie der Mond, hat auch jeder Song eine unerforschte, eine andere Seite. Diese andere Seite wollen wir zeigen, dahin wollen wir den Hörer mitnehmen. Wir lassen euch die Songs, die ihr meint zu kennen, auf eine völlig neue Art hören. Dafür steht der Bandname, der Albumtitel „Metamorphosis“ steht wiederum für die Metamorphose der Stücke, die wir covern. Jeder Song bekommt ein neues Gewand – es ist immer noch der gleiche Song, aber wir zeigen ihn in einem ganz neuen Licht.

Sind The Dark Side Of The Moon nur für dieses Album gegründet worden oder plant ihr als Band danach weiterzumachen?

Wir machen auf jeden Fall weiter, und es gibt schon reichlich Ideen für weitere tolle Songs! Die ersten Auftritte stehen dieses Jahr auch schon an, z. B. im Vorprogramm von Feuerschwanz oder auf dem Rock Harz-Festival!

Ihr habt musikalische Grundideen aus Filmen, TV-Shows und Videospielen aufgegriffen und in ein neues musikalisches Gewand gebracht, es sind auch drei Eigenkompositionen dabei. Ist es einfacher gewesen, die bestehenden musikalischen Themen neu zu arrangieren oder die drei Eigenkompositionen zu kreieren?

Das kann man nicht verallgemeinern. Manche Stücke schreiben sich von selbst, manche brauchen mehrere Runden, bis sie stehen. So ähnlich ist das auch mit den Coverversionen, da wir ja nicht „nur“ einfach nachspielen, sondern im Rahmen der Vorgaben des Originals auch interpretieren. Eine gute Coverversion ist für mich, wenn man eben nicht nur einfach das Original nachspielt, sondern dem Ganzen einen eigenen Stempel aufdrückt und eine neue Persönlichkeit gibt. Eines der schwierigsten Stücke war übrigens „May It Be“, da hatten wir unzählige Versionen aufgenommen, bis wir uns für eine entschieden haben. Bei eigenen Stücken hat man alle Freiheiten der Welt, bei den Coverversionen Eckpunkte, an die man sich halten muss. Beides hat Vor- und Nachteile, je nach Situation.

Beschreibe doch mal euren Arbeitsprozess für dieses Album. Wie habt ihr die Songs komponiert, arrangiert und schließlich aufgenommen?

Da wir geografisch nicht alle am gleichen Ort leben, haben wir viel über das Internet gearbeitet, Demos hin und her geschickt, Melissa war aber auch einmal in meinem Studio, um an Gesangslinien zu feilen. Bei den Coversongs fange ich in der Regel mit einem Demo an, das dann immer weiter verfeinert wird. Morten schickt auch gerne Ideen zu Drumgrooves, mit denen man dann weiter arbeiten kann. Bei den eigenen Stücken gibt es meist eine Gesangsmelodie mit einem ersten Text, aus der ich dann ein Arrangement baue und mir Riffs und einen Ablauf überlege. Da wird dann viel hin und her geschickt, telefoniert, Videokonferenzen abgehalten und geschrieben – und am Ende hat man einen fertigen neuen Song!

Ihr habt ja auch einige Gastmusikerinnen und einen Gastmusiker dabei, nämlich Rusanda Panfili (klassische Violinistin), Fabienne Erni (Eluveitie), Charlotte Wessels (Ex-Delain) sowie Tom S. Englund (Evergrey). Was stand hinter der Idee, die Band auf diese Weise zu ergänzen? Wie ist die Zusammenarbeit gelaufen?

Die Zusammenarbeit lief in allen Fällen fantastisch, und wir sind dankbar, so großartige Musiker dabei zu haben. Ohne heutige Technologien wäre das aber nicht möglich gewesen – letztendlich schickt man den Musikern ein paar Tracks, zu denen sie ihre Spuren selbst aufnehmen und uns wieder zurückschicken. Dadurch müssen nicht alle aufwendig an einen Platz in ein bestimmtes Studio gebracht werden, jeder kann von zu Hause aus arbeiten. Es war aber von Anfang an geplant, Gastmusiker dabei zu haben – jeder bringt seine Persönlichkeit ein und bereichert das Endprodukt auf seine eigene Art.

Mir gefällt das Zusammenspiel zwischen deinen heavy Gitarrenriffs und Rusanda Panfilis Violinenspiel, das gibt den Songs „Double Trouble/Lumos!“ und „First Light“ neue Facetten. Ist das auch eure Überlegung gewesen, als ihr sie engagiert habt?

Absolut! Rusanda ist eine Ausnahmemusikerin und ein toller Mensch. Als wir das Demo fertig hatten, schrie insbesondere der Harry Potter-Song förmlich nach einer Geige! Für uns ist es natürlich eine Ehre, die Geigensolistin von Hans Zimmer dabei zu haben – sie kennt die Welt der Filmmusik genauestens, deshalb ist es toll, dass sie jetzt mit uns an Metal-Versionen von bekannten Filmmusik-Songs gearbeitet hat. Wir hatten auch jede Menge Spaß beim Videodreh! Das hat so gut funktioniert, dass sie noch auf zwei weiteren Tracks gespielt hat: Geige bei „New Horizons“ und Nyckelharpa bei „If I Had A Heart“, die Nyckelharpa ist ein altes nordisches Instrument, sie gibt dem Song genau die passende Atmosphäre.

Welche Stücke gefallen dir von „Metamorphosis“ am besten?

Sie sind mir alle ans Herz gewachsen! Wenn ich welche nennen muss – „Jenny Of Oldstones“, weil damit alles anfing! Bei „New Horizons“ bekomme ich immer wieder Gänsehaut. „If I Had A Heart“ gefällt mir, weil ich am Anfang überhaupt nicht wusste, wie und ob der Song als Metal-Version überhaupt funktionieren wird. „Double Trouble“ gefällt mir, weil er anders ist, und das Zusammenspiel von klassischer Geige und meiner E-Gitarre so gut funktioniert.

Hans, vielen Dank für das Interview und viel Erfolg mit dem Album!

Das Interview wurde für die aktuelle Ausgabe des Hardline-Magazins geführt.

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