SUBSIGNAL – Interview mit Markus Steffen (2023)

Die deutsch-niederländische Progressive Rock-Band Subsignal veröffentlicht im September nach fünf Jahren Pause mit „A Poetry Of Rain“ ein neues Album. Dieses Werk ist komplexer angelegt als das Vorgängeralbum „La Muerta“, die anspruchsvollen Songstrukturen und schönen Melodien werden erst nach mehrmaligen Hördurchläufen transparent. Markus Steffen ist Gitarrist, Texter und Hauptkomponist des Quintetts, er stand für ein Interview zur Verfügung.

Das Interview wurde auch für die aktuelle Ausgabe des Hardline-Magazins geführt.

SUBSIGNAL – „A Poetry Of Rain“ (VÖ: 22.09.2023)

A Poetry Of Rain

Das deutsch-holländische Quintett Subsignal hat nun mit „A Poetry Of Rain“ ihr sechstes Album veröffentlicht, es wird hier filigraner und sehr anspruchsvoller Art Rock serviert.

Die zehn Songs zeichnen sich durch schöne Melodien aus, softe Passagen wechseln sich mit härteren Klängen ab. Die Merkmale dieses Albums sind Markus Steffens wohl akzentuiertes Gitarrenspiel, Arno Menses hoher und glasklarer Gesang, eine facettenreiche Rhythmus-Sektion sowie dezente Keyboard-Klänge. Das Album fällt komplexer und zunächst weniger eingängig aus als das Vorgänger-Album „La Muerta“, die Songs muss sich der Hörer somit häufiger anhören, um die tolle Vielfalt zu erfassen. Produziert wurde das Album erneut von Kalle Wallner und Yogi Lang (RPWL), diese sind auch die Label-Chefs von Subsignal, die Zusammenarbeit hat sich erneut als sehr stimmig und inspirierend erwiesen.

Es sind keine Schwachpunkte zu erkennen, „The Art Of Giving In“ ist zum Beispiel sehr abwechslungsreich, „Sliver (The Sheltered Garden)“ ist mit dezenten Riffs unterlegt, „Embers – Part II – Water Wings“ hat einen dramatischen Touch, „Melencolia One“ klingt aufregend sowie leicht melancholisch und „The Last Of It’s Kind“ verfügt über spannende Rhythmik sowie ein tolles Saxofon-Solo. Sehr gut gemacht, weiter so, dann klappt es auch bald mit den großen Arenen!

Diese Review wurde für die aktuelle Ausgabe des Hardline-Magazins verfasst.

Hier findet Ihr das Video zum Song „Sliver (The Sheltered Garden)“ vom neuen Album:

OBLIVION PROTOCOL – Interview mit Richard West (2023)

Unverhofft kommt oft

Oblivion Protocol ist eine Band, die von Richard West gegründet worden ist. Er ist der Keyboarder der englischen Prog Metal Band Threshold und er führt auf dem Debütalbum „The Fall Of The Shires“ von Oblivion Protocol das „The Legends Of The Shires“-Konzept seiner Stammformation weiter. Richard West hat neben den Keyboards auf diesem Album auch den Gesang übernommen. Zur Band gehören noch Ruud Jolie (Gitarre, Within Temptation), Simon Andersson (Bassist, Dark Water) und Darby Todd (Drummer, Devin Townsend). Karl Groom (Gitarrist, Threshold) hat als Gast ein paar Soli beigesteuert. Richard West erläutert die Hintergründe des im August erscheinenden Albums.

Wie bist du auf die Idee gekommen, mit einer neuen Band das Nachfolgealbum von Thresholds „The Legends Of The Shires“ einzuspielen?

„The Legends Of The Shires“ ist 2017 erschienen und ich habe ein Jahr später die Story für das Nachfolgealbum geschrieben. Es war auch zunächst als Threshold-Album geplant, nur letztlich hat die Band das Konzept des „Dividing Lines“-Albums vorgezogen, die Songs von „The Fall Of The Shires“ passten nicht auf das Album. Ich habe „The Fall Of The Shires“ schließlich für mich alleine komponiert, dann kam der Plattenvertrag und ich habe die Band geformt. Es ist alles unerwartet gekommen, aber es hat sich natürlich entwickelt. Bei den Songs, die nicht für „Dividing Lines“ passten, hat Karl Groom dann die Soli eingespielt, weil sie ursprünglich für sein Gitarrenspiel von mir komponiert worden sind.

Du hast auf diesem Album auch die Lead-Vocals übernommen. Wie ist es dazu gekommen?

Ich habe damit zunächst eher zum Spaß angefangen, ich habe dabei keinen Druck verspürt. Für mich ist es eine neue Erfahrung gewesen und es hat mir große Freude bereitet. Dann musste ich erkennen, dass wir unseren „neuen Frontmann“ gefunden hatten, denn es klang alles stimmig.

Das Album klingt nicht ganz so heavy wie Threshold, es sind eher Elemente von Pink Floyd und Steven Wilson herauszuhören. Würdest du dem zustimmen?

Ich habe die Musik anders arrangiert als bei Threshold, weil ich eine andere Tonlage habe, es klingt deshalb nicht so heavy. Es sind auch ein paar ruhigere Parts dabei, deshalb kann man Pink Floyd heraushören. Steven Wilson macht Progressive Rock und hat eine ähnliche Stimme wie ich, sodass man da auch eine Ähnlichkeit erkennen kann.

Oblivion Protocol

Deine Musiker wohnen nicht in deiner Nachbarschaft. Wie hat sich euer Arbeits- und Aufnahmeprozess gestaltet?

Ich habe die Songs komponiert und dann die Demos erstellt. Die Musiker kannte ich zuvor und sie haben dann auf der Basis dieser Demos ihre Parts nach ihrem Zeitplan in ihren Homestudios eingespielt, ich habe ihnen da keine Vorschriften mehr gemacht. In meinem Studio ist dann alles zusammengelaufen und ich habe dort den Mix erstellt. In den 80er- und 90er-Jahren war das alles noch nicht machbar, durch die modernen Aufnahmetechniken ist vieles heutzutage möglich.

Kannst du den textlichen Hintergrund des Albums erläutern?

Bei der „Legends“-Story geht es um eine Nation, die zu sich selbst findet. Es geht aber auch um einen Protagonisten, der nicht genau weiß, was er im Leben anfangen möchte. Am Ende von „The Legends Of The Shires“ stellt er sich dann die Frage, was er werden möchte. Bei „The Fall Of The Shires“ hat er sich dann dazu entschieden König zu werden und hat danach einige Fehlentscheidungen getroffen, sodass die „Shires“ ein dunklerer Ort geworden sind, am Ende des Albums ist die Hoffnung auf Erlösung von den Zuständen wahrnehmbar. Das Nachfolgealbum ist daher thematisch anders angelegt als das Vorgängeralbum. Diese Dinge passieren in der heutigen Welt leider auch, insofern hat es auch einen aktuellen Bezug.

Sind Oblivion Protocol nur für dieses eine Album gegründet worden oder wird es weitere Bandaktivitäten geben?

Ich gehe immer einen Schritt nach dem anderen. Der Plattenvertrag ist für mehrere Alben geschlossen worden, die „Shires“-Thematik ist also noch nicht beendet. Wir werden ein Video zu „This Is Not A Test“ drehen und es sind vereinzelte Auftritte geplant.

Wie bist du auf den Bandnamen Oblivion Protocol gekommen?

Als ich das Album geschrieben habe, da war es zunächst nur für mich gedacht, es war also eher ein „Protokoll zum Vergessen“. Die beiden Worte sind aber auch auf Threshold bezogen, auf dem „For The Journey“-Album wird der „Oblivion Highway“ erwähnt und auf dem „Subsurface“-Album wird beim Song „Mission Profile“ das Wort „Protocol“ verwendet.

Dann hoffen wir, dass du mit dem tollen Album auch erfolgreich sein wirst und es nicht in Vergessenheit gerät. Alles Gute dafür!

Das Interview wurde für die aktuelle Ausgabe des Hardline-Magazins geführt.

OBLIVION PROTOCOL – „The Fall Of The Shires“ (VÖ: 18.08.2023)

Oblivion Protocol Cover

Oblivion Protocol sind von Richard West (Threshold) gegründet worden, um ein Nachfolgealbum für das Threshold-Album „Legends Of The Shires“ aufzunehmen, denn seine Hauptband wollte mit „Dividing Lines“ ein neues Konzept wählen. Richard West spielt auf „The Fall Of The Shires“ aber nicht nur Keyboards, er hat auch die Gesangsparts übernommen. Er wird durch Ruud Jolie (Gitarrist, Within Temptation), Simon Andersson (Bassist, Darkwater) und Darby Todd (Drummer, Devin Townsend) unterstützt, auch Threshold-Gitarrist Karl Groom steuert als Gast ein paar Soli bei.

Die Musik erinnert natürlich an Threshold, aber sie ist in der Breite der acht Songs nicht ganz so heavy, es sind dafür Anklänge an Pink Floyd und Steven Wilson wahrnehmbar. „The Fall (Part 1)“ ist ein floydiger Opener, „Tormented“ ist heavy und hätte stilistisch auch gut auf das neueste Threshold-Album gepasst, „Public Safety Broadcast“ ist catchy und verfügt über interessante Stimmungswechsel, „This Is Not A Test“ ist ein sehr eingängiger und kompakter Song, „Storm Warning“ ist überschaubar und mit bombastischen Parts versehen, „Vertigo“ ist ein melodiös-dramatischer Song, „Forests In The Fallout“ ist zum Teil sehr heavy und erinnert erneut stark an Richard Wests Stammband, mit „The Fall (Part 2)“ klingt das Album floydig-beschaulich aus. Es ist super, dass Richard West diesen Weg gegangen ist, die „Shires“-Saga weiterzuführen.

Diese Review wurde für die aktuelle Ausgabe des Hardline-Magazins verfasst.

Hier findet Ihr das Video zum Song „This Is Not A Test“ vom neuen Album:

DICE – „Chronicles Of The Last Self Thinkers“ (VÖ: 21.07.2023)

Die Progressive Rock-Band Dice hat mit „Chronicles Of The Last Self Thinkers“ ihr 25. Studio-Album veröffentlicht, es bildet den Abschluss einer Trilogie, die zuvor mit den beiden Vorgänger-Alben „The Madhouse In Paradise“ und „The Space In Free Isolation“ begonnen wurde. Dice verwenden zumeist Science Fiction-Themen für ihre Alben, diese Trilogie ist aber auf Erden und in der Gegenwart verhaftet, denn es wurden die Erfahrungen der Corona-Jahre lyrisch verarbeitet. Beim aktuellen Album sind fünf Longtracks sowie ein kürzeres Instrumental mit einer Gesamtspielzeit von 60 Minuten zu hören.

Mastermind Christian Nóvé (Gesang, Bass, Keyboards) ist der alleinige Komponist, der US-Amerikaner Dennis Lee Small hat die Texte nach seinen Vorgaben verfasst. Christian Nóvé hat den Rahmen der Songs mit seinen Instrumentierungen und Vocals abgesteckt, Tom Tomsen unterlegt die Klanglandschaft mit präzisen Drums, Peter Viertels flüssiges und äußerst melodiöses Gitarrenspiel setzt dabei die entscheidenden Akzente, Ramona Nóvé agiert als dezente Background-Sängerin.

Dice haben ihren individuellen Stil seit sehr vielen Jahren gefunden, sie klingen spacig-sphärisch, sie sind am ehesten mit Eloy, Hawkwind oder Pink Floyd zu vergleichen. „Who Knows The Truth“ und „I Am The Only One“ sind beides schöne 12-minütige Tracks im typischen Dice-Stil, „Just Like The Lemmings“ verfügt über eine interessante Rhythmik, mit „The Key“ und „Freedom For My Soul“ wird die oben genannte Thematik weiter anspruchsvoll umgesetzt, das entspannte Instrumental „Chronicles 57 Blues Play“ lässt das sehr gute Album schließlich ausklingen.

Diese Review wurde ergänzend für die Online-Version des Hardline-Magazins verfasst.

Hier findet Ihr das Interview mit Christian Nóvé zum neuen Album. Die Interviews finden seit 2005 jährlich zu den Dice-Releases statt.

VALID BLU – „The Missing Link“ (VÖ: 30.06.2023)

Valid Blu kommen aus Wolfsburg und wurden 2018 gegründet, die Vorgängerband ist Suzen’s Garden gewesen. Sie haben nun mit „The Missing Link“ ihr zweites Album veröffentlicht, ihr Stil ist im weitesten Sinn als Progressive Rock zu bezeichnen, es sind aber auch Pop-Elemente in die komplexe Musik verwoben.

Suzen Berlin und Anni Riemer sind die beiden Sängerinnen, sie präsentieren facettenreichen mehrstimmigen Gesang. Die musikalische Grundlage wird dabei durch Lena Uhde (Bass), Dennis Wetzler (Drums) und Peter Maria Schmidt (Gitarre) geschaffen. Ihre ironisch-bissigen Texte sind mit Tiefgang versehen und legen den Finger auf die Wunden unserer heutigen Zeit. Die sechs Songs haben eine Spiellänge zwischen fünf bis sieben Minuten, das Album verzeichnet dabei keine Schwachpunkte.

„Bucket List“ ist ein markant-sphärischer Opener, „All I Want“ ist beschaulich und vermittelt eine gewisse Ironie, „The Handbook For A Successful Life“ ist rockig und packend, „Poison (In My Veins)“ beruht auf einem poppigen Beat, „Breathe“ basiert auf einem vertrackten Rhythmus und ein tolles Gitarrensolo rundet den Song ab, mit dem melodiös-rockigen „First Woman On Mars“ endet das sehr gelungene Album. Dieses Werk muss sich der interessierte Fan niveauvoller Rockmusik häufiger anhören, um die gesamte Komplexität und die anspruchsvollen Songstrukturen zu erfassen.

Diese Review wurde für die aktuelle Ausgabe des Hardline-Magazins verfasst.

Hier findet Ihr das Video zum Song „Bucket List“ vom neuen Album:

ELOY – Interview mit Frank Bornemann (2023)

Lebendige Geschichte

Eloy sind seit den frühen 70er Jahren eine Progressive Rock-Institution, gefühlvolle Klangpassagen wechseln sich mit dramatischen Rockparts ab, anspruchsvolle Keyboards bilden den Kontrast zu markanten Gitarren. Es liegt nun mit „Echoes From The Past“ der dritte Teil ihrer Jeanne d’Arc-Trilogie vor, der erste Part von „The Vision, The Sword And The Pyre“ ist 2017 erschienen und der zweite Part 2019. „Echoes From The Past“ beschreibt die Sicht von Jean de Metz auf seine Zeit als Begleiter von Jeanne d’Arc (1412–1431). Eloy-Mastermind Frank Bornemann stand in Hannover hierzu Rede und Antwort.

Du hast eine Trilogie zum Thema Jeanne d’Arc komponiert. Wie bist du auf das Thema gekommen und was hat dich daran fasziniert?

Ich bin 1990 mit meiner Ehefrau in Paris gewesen, wir haben dort unseren Hochzeitstag gefeiert. Notre-Dame haben wir uns dann auch angesehen und ich musste feststellen, dass einige Kardinäle dort in ihren Gruften mehr Kerzen bekommen hatten als die französische Nationalheilige Jeanne d’Arc. Ich habe da entsprechend gegengesteuert und auch für sie Kerzen aufgestellt. In der Kirche war dann auch eine berührende Sängerin zu hören, die Jeanne d’Arcs Texte gesungen hat. Das hat mich tief bewegt und mich zu dieser Thematik gebracht.

Musstest du dich tiefer in die Thematik einarbeiten, bevor du dich ans Werk gemacht hast?

Ich hatte direkt nach dieser ersten Erfahrung den Song „Jeanne d’Arc“ vom „Destination“-Album komponiert und hatte danach Angst, dass die Historiker mir mein Bild von Jeanne d’Arc zerstören, wenn ich mich tiefer einarbeite. Meine Frau hat mir damals dann historische Literatur zukommen lassen, und ich musste feststellen, dass meine Ideen zum Song sogar komplett stimmten. Dann ist es später in der Diskussion gewesen, dass ich die Musik zum „Company Of Angels“-Film beisteuere, der sich ebenfalls mit der Thematik befassen sollte, Sinéad O’Connor hat dann auf ihrer US-Tournee den Papst beleidigt, der Film wurde dann schlussendlich abgesagt. Der Song „Company Of Angels“ vom „The Tides Return Forever“-Album war dann aber die Konsequenz aus der Entwicklung. Ich bin dann Musikverleger der Guano Apes gewesen, was mich viel Zeit gekostet hat, sodass sich die Realisation des „Jeanne d’Arc“-Projektes lange hingezogen hat. Danach habe ich mich aber noch intensiver in die Thematik eingearbeitet und mich auch mit einigen Historikern ausgetauscht, alles ist in die Arbeit der drei Teile eingeflossen. Mir hat das alles großen Spaß bereitet und ich bin dadurch zum Jeanne d’Arc-Experten geworden.

Wie unterscheiden sich die drei Teile thematisch voneinander?

Bei den ersten beiden Teilen handelt es sich um reines historisches Storytelling, ich war da stark an die Geschichte gebunden. Ich habe mir Kinderchöre und weitere Musiker hinzugeholt, aber auch orchestrale Parts eingebunden. Bei „Echoes From The Past“ habe ich nun den Part von Jean de Metz übernommen und die Dinge so geschildert, als wäre ich er selbst gewesen, ich hatte hier mehr Freiheiten. Die drei Teile haben sich aber nach und nach ergeben, ich hatte keinen Masterplan als ich mit den Aufnahmen begonnen hatte.

Könnte es sein, dass „Echoes From The Past“ rockiger ausfällt als die ersten beiden Parts?

Ja, das ist richtig, aber ich hatte es nicht geplant, es hat sich spontan ergeben. Ich wollte den dramaturgischen Aspekt hervorheben, Klaus-Peter Matziol [Bass, Anm.] und Stephan Emig [Drums, Anm.] hatten ihre Freiräume.

Wird es eine Aufführung des gesamten Werkes mit eurer Musik auf der Bühne geben?

Ja, das war schon zur Corona-Zeit angedacht, aber mir fehlte noch ein Schlusspunkt wie „Echoes From The Past“. Ich habe in Frankreich eine tolle Schauspielerin gefunden, die auch Jeanne heißt, sie kommt auch aus dem gleichen Ort wie Jeanne d’Arc und hat auch ihr Alter. Sie wird bei dem Song „Fate“ auf einem Video mitwirken, das werden wir bald drehen. Langfristig ist es mein Ziel das gesamte Stück aufzuführen, aber nicht im Rahmen eines gängigen Musicals, das ist mir zumeist zu kitschig, mir schwebt dabei vielmehr die Idee des Spectacle Musical vor. Das ist ein Theater, mit normal gesprochenen Dialogen, die aber durch Musik umrahmt werden.

Früher konnten die anderen Eloy-Musiker Texte und musikalische Ideen beisteuern. Wie ist es bei dieser Trilogie gewesen? Hatten die anderen Musiker auch Einfluss auf die Kompositionen?

Wenn ich die Ideen von ihnen gut finde, dann können sie diese auch einbringen. Wir treffen uns halt nicht mehr an einem Ort, so wie früher. Es hat sich nun so eingependelt, dass ich der alleinige Komponist bin. Mir ist es dabei wichtig, dass mein Englisch gut ist und da verlasse ich mich, z.B. auch auf Steve Mann [Keyboards, Anm.], denn der ist ja Engländer und berät mich manchmal.

Ihr habt zuvor bereits einige Konzeptalben aufgenommen. Was reizt dich generell künstlerisch an Konzeptalben im Vergleich zu Alben mit individuellen Songs? Was sind die Vor- und Nachteile?

Ich bin mit Bands wie Jethro Tull, Pink Floyd, Yes und Genesis aufgewachsen, daher reizen mich komplex-anspruchsvolle Themen und auch entsprechende Bühnendarstellungen. Daher kommt zum Beispiel auch die Maske, die ich auf der letzten Tour getragen habe, das hatte Peter Gabriel in den 70ern bereits eingeführt. Ein Album mit individuellen Songs eröffnet einem allerdings mehr musikalische Freiheiten, weil man sich nicht an ein striktes Konzept halten muss.

In verschiedenen Abschnitten eurer Karriere hat sich die Band jeweils erneuert. Wie hat sich das so ergeben?

Man konnte nach einer gewissen Zeit immer eine Müdigkeit spüren. Bei „Power And The Passion“ hatten wir einen Produzenten, mit dem wir nicht mehr klarkamen und einige Musiker wollten dann ohne mich weitermachen. Die drei Musiker, die dann ab „Dawn“ mitgewirkt haben, haben zwar musikalisch sehr gut funktioniert, aber sie waren menschlich sehr unterschiedlich, es passte dann nicht mehr. Mit dem Line-up, das mit „Colours“ folgte, waren wir auch sehr erfolgreich und haben zum Schluss tolle Konzerte in England gespielt. Irgendwann hatte jeder ein Ego, du konntest dich noch so klein machen, wie du wolltest, aber es ging nicht mehr. Ich habe nichts gemacht, was die anderen nicht wollten, aber es sollte dann nicht mehr sein.

Wird es auch Live-Auftritte von euch geben?

Die Frage kommt gelegentlich von der Fan-Community. Momentan besteht die Band lediglich als Studioprojekt. Klaus-Peter Matziol wäre gesetzt, denn ohne den geht gar nichts, Steve Mann könnte ich noch aufführen. Die Keyboarder Michael Gerlach und Hannes Folberth betreiben Musik nur noch als Nebenprojekt und haben andere berufliche Tätigkeiten, Stephan Emig ist hauptsächlich Studiomusiker. Momentan kann ich dazu nicht mehr sagen.

Das Interview wurde für die aktuelle Ausgabe des Hardline-Magazins geführt.