ASHRAIN – Interview mit Peter Baltes

Der 80er-Jahre-Metal in neuem Gewand!

Ashrain ist eine internationale Power Metal-Band, die 2020 vom japanischen Gitarristen Nozomu Wakai (Destinia/Shortino/Sigh) gegründet worden ist. Es hat sich zunächst Peter Baltes (Bass, Ex-Accept) angeschlossen, ehe sich später der brasilianische Sänger Iuri Sanson (Ex-Hibria) und der spanische Drummer Andy C (Ex-Lords Of Black) hinzugesellt haben, die Formation wird durch den Gast-Keyboarder Elyes Bouchoucha (Myrath) unterstützt. Nun liegt das Debütalbum „Requiem Reloaded“ vor, es wurde von Nozomu Wakai selbst produziert und es vermittelt Power, tolle Melodien und positive Vibes. Peter Baltes hat die Hintergründe von Ashrain und des Albums erläutert.

Hallo Peter, Ashrain ist eine neue Power Metal-Band, ihr veröffentlicht im April euer Debütalbum „Requiem Reloaded“. Wie ist es zur Gründung von Ashrain gekommen?

Wir haben 2017 mit Accept in Japan gespielt, dort habe ich Nozomu backstage getroffen und wir sind ins Gespräch gekommen. Er hat mich dann irgendwann angerufen und mich gebeten sowohl für ihn als auch für Shortino Bass zu spielen. Es kam dann die Idee auf, gemeinsam in einer Band zu spielen, mir haben dabei Nozomus musikalische Ideen auch sehr gefallen, denn sie sind stark an den Rock der 80er-Jahre angelehnt. Das Album war leicht aufzunehmen, denn heutzutage kann man mit dem File Sharing viel mehr umsetzen als es damals möglich war. Wir hoffen, dass „Requiem Reloaded“ auch gut von den Fans angenommen wird.

Ist Ashrain eine Band oder eher ein Projekt?

Im Moment ist es noch ein Projekt, denn ich habe die anderen Musiker noch nicht kennengelernt. Wir spielen im April mit U.D.O. in Japan und dort werde ich Nozomu dann wieder treffen, wir werden sehen, ob es Shows geben wird und wie es weitergeht, auf jeden Fall liebe ich die Musik des Albums mit dem 80er-Jahre-Einfluss. Ich bin ein wenig Old School und passe deshalb gut in die Band, der moderne Metal ist ja heutzutage doch irgendwie anders.

Ihr kommt alle aus verschiedenen Ländern und lebt an verschiedenen Orten. Wie sind die Songs unter diesen Bedingungen entstanden?

Das Album hat Nozomu alleine komponiert, er hat lange daran gearbeitet, das nächste Album schreiben wir dann aber zusammen. Wenn wir was Neues kreieren, dann ist es wohl besser, wenn wir uns für ein bis zwei Wochen an einem Ort treffen, um die Songs gemeinsam zu komponieren. Für dieses Album hat sich das File Sharing aber gut bewährt, denn man kann auf diese Weise ortsungebunden arbeiten.

Ashrain Band

Ihr vermittelt mit eurer Musik Power, Spielfreude und einen frischen Sound. Woher kommt die Spielfreude?

Zum einen liebe ich den 80er-Jahre-Metal, wie ich bereits sagte, zum anderen habe ich mich intensiv mit dem Konzept des Albums auseinandergesetzt und mich tief in die Musik hineingedacht. Ich habe alles gut und vielfältig ausarbeiten können, den einfachen Weg habe ich dabei nicht gewählt, mir hat die Arbeit daran dann großen Spaß bereitet. Ich denke, dass es den anderen Musikern auch so ergangen ist, daher kommt dann der frische Sound.

Ist es für dich eine Umstellung gewesen, mit Ashrain zu arbeiten im Vergleich zu Accept?

Ich habe auch mit Dokken zusammengearbeitet und schreibe seit 15 Jahren Musik für Film und Fernsehen, ich bin also vielseitig aufgestellt und mag auch progressive Musik. Die Parts von Nozomu sind ja auch alle zumeist cool und vielseitig, sodass ich das als Herausforderung angesehen habe. Bei Accept war die Musik zuletzt immer nach dem gleichen Muster komponiert worden, mir hat die Veränderung daher gut gefallen und ich hatte damit keine Probleme.

Auf dem Album sind Keyboards und orchestrale Parts von Elyes Bouchoucha (Myrath) als Gast zu hören. Warum habt ihr keinen Keyboarder als festes Bandmitglied engagiert?

Die Keyboards hat Nozomu in Grundzügen selbst entworfen, das ist mittlerweile mit der modernen Technik auch problemlos möglich. Wir haben keinen festen Keyboarder engagiert, weil wir noch nicht live aufgetreten sind, es hat noch keine Notwendigkeit dafür gegeben.

Wie seid ihr zum Album-Titel „Requiem Reloaded“ gekommen?

Ich weiß es auch nicht ganz genau, aber ich habe Nozomu so verstanden, dass er froh war, dieses an die 80er-Jahre angelehnte Album nach langer Vorarbeit endlich zu veröffentlichen. Es ging ihm dabei nicht darum, die 80er-Jahre einfach nachzumachen, denn diese Vorhaben funktionieren zumeist ja nicht, sondern es ging darum, ein modernes Album zu veröffentlichen, das Elemente der großen Bands der 80er-Jahre enthält. Es sollte kein Nostalgie-Album werden, sondern die jungen Metal-Fans von heute sollen auf diese Weise an die alten Einflüsse herangeführt werden, vermutlich ist der Album-Titel auch so zu verstehen.

Das Album klingt auch von der Produktion her sehr druckvoll, kräftig und songorientiert. Musstet ihr Nozomu Wakai in die Schranken weisen, damit kein typisches Gitarristen-Album entsteht?

Richtig, wir haben uns lange darüber unterhalten, dass es nicht sinnvoll wäre, die Songs so zu gestalten, dass sie nur die Soli des Gitarristen tragen. Bei uns ist es anders, denn es ist eine geschlossene Bandleistung geworden.

Viele Metal-Bands bringen auf einem Album ein langsames Stück bzw. eine Ballade unter. Ihr habt darauf verzichtet, ist das Absicht gewesen?

Ja, das ist mir auch aufgefallen. Eine Ballade passte nicht auf dieses Album, Balladen sind nur dann eine gute Idee, wenn sie sensationell und für die Ewigkeit gedacht sind, wie zum Beispiel bei „Wind Of Change“ von den Scorpions.

Das Album hat keine Ausfälle, meine Favoriten sind momentan „Are You Ready For Rock?“, „Requiem For Screamer“ und „Symphony Of Despair“. Welche Songs sind deine Favoriten?

Ich habe den gleichen Eindruck wie du, allerdings würde ich auch noch „Put On The Trigger“ hinzufügen, denn der Track hätte damals auch von Van Halen stammen können, er ist straight und bringt viel Freude. Zu dem Song werden wir auch ein Video erstellen, ich habe auch schon einen selbst gefilmten Part beigesteuert, weil ich aus zeitlichen Gründen dafür nicht extra nach Japan fliegen kann.

Ich habe kürzlich in einem Interview mit Udo Dirkschneider auf YouTube gehört, dass du auch an einem Solo-Album arbeitest. Wie weit ist dort der Stand der Dinge?

Ich bin zur Hälfte mit der Vorproduktion durch und werde sie wohl im Herbst fertigstellen, ehe dann die eigentliche Produktion mit anderen Musikern beginnt. Es wird eine Musik nach dem Motto „Deep Purple/Rainbow meets Emerson, Lake & Palmer“ werden. Es war mir nicht möglich das eher zu erstellen, weil ich drei Monate mit U.D.O. auf Tour gewesen bin und bald wieder mit ihnen auf Tour sein werde.

Bist du nun festes Mitglied von U.D.O.?

Nein, ich habe das lediglich aushilfsweise übernommen, weil deren Bassist nach dem zweiten Auftritt der Europa-Tour langfristig erkrankt war, sie haben sich auch mittlerweile voneinander getrennt.

Dieses Interview wurde für die aktuelle Ausgabe des Hardline-Magazins geführt. Die Review zum Album findet Ihr im Beitrag zuvor.

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