Ein Stück vom Kuchen
Nach dem Ende der englischen Hardrock-Band UFO hat deren Sänger Phil Mogg zunächst seine gesundheitlichen Probleme auskurieren müssen, denn er hatte einen Herzinfarkt erlitten. Er hat sich aber gut davon erholt und war noch voller Energie, um eine neue Band zu gründen. Mit Moggs Motel möchte er uns im kleineren Rahmen weiter mit seiner markanten Stimme und tollen Songs erfreuen. Phil Mogg hat Rock Bottom die Hintergründe seiner neuen Band und des selbstbetitelten Debütalbums erläutert.
Hallo Phil, das neue Album ist voller toller Songs! Meinen Glückwunsch! Wie schwer ist es aber für dich gewesen UFO nach mehr als 50 erfolgreichen Jahren zu beenden und etwas Neues zu starten?
Es war für mich halt die Zeit gekommen aus dem gewohnten Kreislauf mit UFO auszubrechen und kürzerzutreten. Ich wollte aber noch weiter Musik machen und mich nicht auf das Nichtstun beschränken. Ich hatte guten Kontakt zu Tony Newton [Bassist], denn mit seiner Band Voodoo Six waren wir vor einigen Jahren gemeinsam auf Tournee und sind Freunde geworden. Neil Carter [Gitarrist, Keyboarder] war ja die letzten Jahre auch wieder bei UFO. Durch eher zufällige Unterhaltungen ist dann die Idee entstanden etwas Neues zu kreieren, nämlich Moggs Motel. Wir alle hatten bereits Songideen gesammelt, die zum Teil während der Lockdown-Zeit weiter ausgearbeitet worden sind.
Der Bandname ist Moggs Motel, wie bist du auf diesen lustigen Namen gekommen, anstatt das Album als Soloalbum zu veröffentlichen?
Ich bin nicht von der Idee begeistert gewesen, das Album als „Phil Mogg“ zu veröffentlichen, denn mein Name eignet sich nicht so gut als eigenständiger Künstlername. Moggs Motel klingt passender und es soll auch deutlich machen, dass es sich um eine Band handelt. Zu Beginn unserer Karriere haben wir mit UFO häufig in günstigen Hotels und Motels übernachtet, denn wir mussten bei den Tourneen auf die Kosten achten. Dieser Gedanke ist mir dabei gekommen, so schließt sich halt der Kreis.
Das Album ist im Studio von Steve Harris (Iron Maiden) aufgenommen worden. Wie ist es dazu gekommen? Hat Steve einen Einfluss auf die Produktion gehabt?
Tony ist mit Steve befreundet, sie spielen manchmal Fußball miteinander. Steve hat uns sein Studio überlassen und es ist sehr komfortabel gewesen, wir haben ihn während der Aufnahmen aber nicht gesehen, denn er ist ja zumeist auf Tournee. Tony hat das Album produziert, er saß an den Reglern und hat die Knöpfe bedient, er wohnt auch in der Nähe des Studios.
Du hast das Material zusammen mit Tony Newton und Neil Carter geschrieben. Ist es dieses Mal eine andere Art des Songwritings gewesen als mit Vinnie Moore bei UFO?
Ja, es war ein ganz anderer musikalischer Ansatz mit Tony zu arbeiten, auch Neil hat seine eigene Herangehensweise, beide unterscheiden sich auch voneinander. Mit Neil hatte ich seit den frühen 80er Jahren nicht mehr komponiert. Es sind somit neue Elemente, Ideen und Arrangements in die Musik eingeflossen. Erleichternd war dabei, dass ich eineinhalb Stunden von Tony entfernt wohne, sodass ich in kein Flugzeug mehr steigen muss, um Songs auszuarbeiten.
Du bist bekannt für deinen trockenen Humor und deine beobachtenden Lyrics. Wie bist du auf die Lyrics des neuen Albums gekommen? Worum geht es dort?
Ich kann auch nie sagen, wie ich genau auf einen Text komme. Ich lese manchmal, nehme verschiedene Dinge oder auch Menschen wahr. Wenn mich eine Idee packt, dann verfasse ich dazu einen passenden Text.
„Apple Pie“ ist eure erste Single und ihr habt auch ein Video dazu erstellt. Was steht inhaltlich hinter dem Song?
Bei „Apple Pie“ geht es vordergründig um einen leckeren Kuchen, ich möchte mein Stück von ihm abhaben. Es ist damit sinnbildlich das Leben gemeint, an dem ich mir meinen Teil sichern möchte.
Einer meiner Lieblingssongs ist „Princess Bride“, weil er dramatisch und heavy klingt, er hat auch interessante Streichereinsätze. Was steht musikalisch hinter diesem Song?
„Princess Bride“ beginnt mit einem keltischen Einfluss und verfügt über schwere Celloeinsätze, der Song bekommt dadurch diesen filmischen Charakter, Tony und Neil waren für diese Arrangements zuständig. Auf „The Wild, The Willing & The Innocent“ [UFO-Album] waren ähnliche Elemente zu hören, das war damals super und mir hat das erneut sehr gut gefallen, „Princess Bride“ knüpft gewissermaßen daran an.
Neil Carter hat doch auf den UFO-Alben „The Wild, The Willing & The Innocent“ und „Mechanix“ auch Saxophon gespielt. Warum habt ihr das nicht aufgegriffen?
Ja, ich habe es sogar versucht ihn davon zu überzeugen! Neil hat aber großen Spaß gehabt Lead-Gitarre zu spielen, er war dabei kaum zu stoppen, er hat auch etwas Flöte auf dem Album gespielt. Ich habe ihn allerdings nicht dazu bringen können, auch Saxophon zu spielen.
Der letzte Song „Storyville“ klingt anders als die anderen Songs. Er ist entspannend und sehr melodiös. Wie ist es dazu gekommen?
Es ist ein guter Song, um ein Album ruhig ausklingen zu lassen. Mir ist die textliche Idee dazu spontan bei einer Unterhaltung gekommen, ich habe dann beim Komponieren mit zwei bis drei Akkorden auf der Gitarre gearbeitet und dazu den entsprechenden Text entwickelt.
Du hattest im August 2022 einen Herzinfarkt. Wie geht es dir heute damit und kannst du live auftreten?
Mir geht es soweit gut, ich sorge mich nicht um morgen, aber ich vergesse meine Erkrankung nicht. Es ist halt eine gewisse Vorsicht geboten, sodass ich nicht mehr auf große Tournee gehen möchte. Es wird aber vermutlich im Oktober einen Release-Gig geben und im nächsten Jahr ein paar Festivalauftritte.
Wird es irgendwann ein Nachfolgealbum geben?
Wir werden sehen, wie sich das Album entwickelt und wie es von den Fans akzeptiert wird. Es ist daher noch zu früh, um weitere Aussagen zu treffen. Mit diesem ersten Album sind wir auf jeden Fall sehr zufrieden, wir haben zu „Apple Pie“ und „Sunny Side Of Heaven“ zwei Videos veröffentlicht. Mir hat die Videoproduktion großen Spaß bereitet, mit den Videos wird das Album hoffentlich genug Aufmerksamkeit erhalten.
Wird es von der letzten UFO-Tour noch ein Livealbum oder eine DVD/Blu-ray zum Abschluss geben?
Wir haben keine Live-Aufnahme von der Tournee vorliegen, unsere Karriere ist nicht mit einem großen Knall beendet worden, sondern sie ist ruhig ausgelaufen.
Die Titelstory für die nächste Hardline-Ausgabe befasst sich mit Michael Schenker, denn er bringt ja ein Album mit alten UFO-Songs heraus. Er lebt doch auch in Brighton, wie du. Begegnet ihr euch manchmal?
Ja, ich sehe ihn manchmal, wenn ich meinen Hund ausführe. Er läuft gelegentlich an mir vorbei, ebenso lebt Herman Rarebell [Ex-Scorpions Drummer] in meiner Nähe. Ich bin von Deutschen umgeben und kann nicht von ihnen loskommen, aber mir gefällt das!
Dieses Interview wurde für die am 20. September erschienene Ausgabe (Nr. 63) des Hardline-Magazins verfasst.
Hier findet Ihr das Video zu „Sunny Side Of Heaven“ vom aktuellen Album: