Michael Schenkers Diskografie bei UFO in den 70er Jahren

Hier sind fünf Studioalben sowie das legendäre „Strangers In The Night“-Livealbum von UFO aus den 70er Jahren aufgeführt. Diese Alben sind die Basis für Michael Schenkers neues Album „My Years With UFO“, er hat später weitere Studioalben mit UFO aufgenommen, das sind „Walk On Water“ (1995), „Covenant“ (2000) und „Sharks“ (2002). Bei UFO hat Michael Schenker den Großteil der Songs komponiert, Sänger Phil Mogg hat die Texte dazu verfasst.

Phenomenon (1974)

UFO, Phenomenon

Die ersten beiden UFO-Studioalben („UFO 1“ und „UFO 2/Flying“) hatten sowohl einen psychedelischen, als auch einen bluesigen Charakter, sie verfügten über nur wenige Hardrock-Elemente. „Phenomenon“ ist das erste Album bei dem Michael Schenker mitwirkt, es ging nun deutlich in Richtung Hardrock, psychedelische und bluesige Elemente schimmern aber immer noch durch, das macht auch den Reiz dieses Albums aus. Es wurde von Leo Lyons (Bassist von 10 Years After) produziert. Michael Schenkers Virtuosität wird insbesondere bei „Rock Bottom“ deutlich, „Doctor Doctor“ ist ein weiterer Klassiker und das wohl bekannteste Stück der Band geworden. Das damalige Line-up bestand aus Phil Mogg (Sänger), Michael Schenker (Gitarrist), Pete Way (Bassist, 2020 verstorben) und Andy Parker (Drummer).

Force It (1975)

„Force It“ wurde ebenfalls von Leo Lyons produziert, dieses Album ist wesentlich geradliniger als sein Vorgänger. Es ist ein straightes Hardrock-Album geworden und es klingt teilweise sogar heavy. Die Songs haben es alle in sich und sind Klassiker geworden. „Mother Mary“, „This Kids“, „Let It Roll“, „Shoot Shoot“ sowie „Out In The Street“ sind die bekanntesten Songs aus diesem Album. „High Flyer“ ist wiederum ein sehr schönes und gefühlvolles Stück, „Love Lost Love“ ist ein packender Rocksong und auch „Dance Your Life Away“ hat seinen Wiedererkennungswert. Am Ende von „This Kids“ ist das sehr schöne Gitarren-Instrumental „Between The Walls“ enthalten, auch das ist ein Meisterwerk von Michael Schenker. Der von Pete Way geschriebene Song „Too Much Of Nothing“ hat zwar keine Live-Qualitäten, aber er ist auch sehr ausdrucksstark. „Force It“ wurde vom gleichen Line-up eingespielt wie „Phenomenon“, Chick Churchill (10 Years After) spielt als Gastmusiker Keyboards.

No Heavy Petting (1976)

Dieses Album wurde erneut von Leo Lyons produziert, das bestehende Line-up wurde durch Danny Peyronel (Keyboards) ergänzt. Dieses Album ist auch stark, es vermittelt eine sehr lebendige Atmosphäre und enthält tolle Songs. „Natural Thing“ ist ein heavy Opener, „I’m A Loser“ ist ein ruhiges Stück, „Belladonna“ ist sehr gefühlvoll und auch ruhig, „Martian Landscape“ hat eine ebenfalls eine sehr gefühlvolle, melodische und leicht melancholische Ausrichtung. Es sind auf „No Heavy Petting“ aber natürlich auch weitere packende Rocker drauf, wie z.B. „Can You Roll Her“, „On With The Action“ oder „Reasons Love“. Dieses Album hat leider nie ganz die Anerkennung der anderen Alben erhalten, das mag möglicherweise am Keyboarder gelegen haben, der an vier Songs als Komponist beteiligt gewesen ist. Die Arrangements des Albums haben sich von den beiden Vorgänger-Alben, als auch von den beiden Nachfolger-Alben, unterschieden, es ist aber ein durchaus gelungenes und vielseitiges Werk geworden.

Lights Out (1977)

„Lights Out“ wurde von Ron Nevison produziert und hat dadurch eine neue und bisher unbekannte Richtung bekommen. Der Keyboarder Danny Peyronel wurde durch Paul Raymond ersetzt, der auch Rhythmus-Gitarre gespielt hat. Das Album ist recht eingängig und verfügt über die Klassiker „Too Hot To Handle“, „Lights Out“ und das epochale Stück „Love To Love“, die anderen Songs haben vielleicht nicht ganz die Live-Qualitäten, aber sie sind auch alle grandios. Das schwungvolle „Just Another Suicide“, das ernste „Try Me“ sowie das ominös klingende „Electric Phase“ sind alles beeindruckende Songs. Dieses Album hat einen glatten Sound, denn es hat nicht die Ecken und Kanten seiner drei Vorgänger, teilweise sind auch Streicher im Hintergrund zu hören. Der musikalische Ausdruck wurde erweitert und in eine neue klangliche Form gebracht, UFO hatten mit „Lights Out“ ein neues Level in ihrer Karriere erreicht und damit auch einen echten Klassiker des Hardrocks geschaffen.

Obsession (1978)

„Obsession“ wurde ebenfalls von Ron Nevison produziert, „Only You Can Rock Me“ ist das bekannteste Stück dieses Albums. Die anderen Songs befinden sich auch alle auf einem hohen Niveau und verfügen über einen innovativen Charakter. Den meisten Songs fehlt aber durch ihre Verschlungenheit der Hitcharakter, der Hörer muss das Album also häufiger hören, um seine ganze Vielfalt und Strahlkraft zu erfassen. „Pack It Up (And Go)“, „Hot ’n‘ Ready“ und „One More For The Rodeo“ sind straighte Rocksongs, „Cherry“ basiert auf einem interessanten Basslauf und wurde von Pete Way komponiert, „Lookin‘ Out For No. 1“ verfügt über Streichereinsätze, mit „Born To Lose“ endet das Album gefühlvoll, dieser Song enthält ein dramatisches Gitarrensolo am Ende. „Obsession“ steht ein wenig im Schatten seines Vorgängers, es ist aber auch ein sehr starkes und facettenreiches Album geworden.

Strangers In The Night (1979)

Dieses Livealbum wurde im Oktober 1978 während der „Obsession“-Tour in den USA aufgenommen, es wurde auch von Ron Nevison produziert und enthält die wichtigsten Songs aus der Schenker-Phase der 70er Jahren. Die Songs haben durch diese Live-Präsentation einen neuen Charakter erhalten, sie klingen noch authentischer als die Studioversionen. „Rock Bottom“ verfügt in dieser Version über noch mehr Intensität als die 1974er Version, Michael Schenkers längeres Gitarrensolo ist sehr virtuos, gefühlvoll und beeindruckend. „Doctor Doctor“ ist erst nach der Veröffentlichung dieses Livealbums zum größten Hit der Band geworden. Auch „Natural Thing“, „Out In The Street“, „I’m A Loser“, „Only You Can Rock Me“, „Let It Roll“, „Shoot Shoot“, „This Kids“, „Lights Out“, „Love To Love“ und „Too Hot To Handle“ fügen sich alle gut in die Setlist ein und kommen aus einem Guss herüber. Dieses Album gehört mit Sicherheit zu den besten Livealben der 70er Jahre, es ist sogar bis heute bahnbrechend!

Text: Jörg Reiche (Hardline-Magazin und Rock Bottom)

Dieser Beitrag war Teil der Michael Schenker-Titelstory des Hardline-Magazins (Nr. 63), er gehörte zum ebenfalls hier veröffentlichen Interview. Die Review des aktuellen Albums ist hier auch zu finden. Die Ausgabe ist am 20. September 2024 erschienen.

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