OBLIVION PROTOCOL – Interview mit Richard West

Unverhofft kommt oft

Oblivion Protocol ist eine Band, die von Richard West gegründet worden ist. Er ist der Keyboarder der englischen Prog Metal Band Threshold und er führt auf dem Debütalbum „The Fall Of The Shires“ von Oblivion Protocol das „The Legends Of The Shires“-Konzept seiner Stammformation weiter. Richard West hat neben den Keyboards auf diesem Album auch den Gesang übernommen. Zur Band gehören noch Ruud Jolie (Gitarre, Within Temptation), Simon Andersson (Bassist, Dark Water) und Darby Todd (Drummer, Devin Townsend). Karl Groom (Gitarrist, Threshold) hat als Gast ein paar Soli beigesteuert. Richard West erläutert die Hintergründe des im August erscheinenden Albums.

Wie bist du auf die Idee gekommen, mit einer neuen Band das Nachfolgealbum von Thresholds „The Legends Of The Shires“ einzuspielen?

„The Legends Of The Shires“ ist 2017 erschienen und ich habe ein Jahr später die Story für das Nachfolgealbum geschrieben. Es war auch zunächst als Threshold-Album geplant, nur letztlich hat die Band das Konzept des „Dividing Lines“-Albums vorgezogen, die Songs von „The Fall Of The Shires“ passten nicht auf das Album. Ich habe „The Fall Of The Shires“ schließlich für mich alleine komponiert, dann kam der Plattenvertrag und ich habe die Band geformt. Es ist alles unerwartet gekommen, aber es hat sich natürlich entwickelt. Bei den Songs, die nicht für „Dividing Lines“ passten, hat Karl Groom dann die Soli eingespielt, weil sie ursprünglich für sein Gitarrenspiel von mir komponiert worden sind.

Du hast auf diesem Album auch die Lead-Vocals übernommen. Wie ist es dazu gekommen?

Ich habe damit zunächst eher zum Spaß angefangen, ich habe dabei keinen Druck verspürt. Für mich ist es eine neue Erfahrung gewesen und es hat mir große Freude bereitet. Dann musste ich erkennen, dass wir unseren „neuen Frontmann“ gefunden hatten, denn es klang alles stimmig.

Das Album klingt nicht ganz so heavy wie Threshold, es sind eher Elemente von Pink Floyd und Steven Wilson herauszuhören. Würdest du dem zustimmen?

Ich habe die Musik anders arrangiert als bei Threshold, weil ich eine andere Tonlage habe, es klingt deshalb nicht so heavy. Es sind auch ein paar ruhigere Parts dabei, deshalb kann man Pink Floyd heraushören. Steven Wilson macht Progressive Rock und hat eine ähnliche Stimme wie ich, sodass man da auch eine Ähnlichkeit erkennen kann.

Oblivion Protocol

Deine Musiker wohnen nicht in deiner Nachbarschaft. Wie hat sich euer Arbeits- und Aufnahmeprozess gestaltet?

Ich habe die Songs komponiert und dann die Demos erstellt. Die Musiker kannte ich zuvor und sie haben dann auf der Basis dieser Demos ihre Parts nach ihrem Zeitplan in ihren Homestudios eingespielt, ich habe ihnen da keine Vorschriften mehr gemacht. In meinem Studio ist dann alles zusammengelaufen und ich habe dort den Mix erstellt. In den 80er- und 90er-Jahren war das alles noch nicht machbar, durch die modernen Aufnahmetechniken ist vieles heutzutage möglich.

Kannst du den textlichen Hintergrund des Albums erläutern?

Bei der „Legends“-Story geht es um eine Nation, die zu sich selbst findet. Es geht aber auch um einen Protagonisten, der nicht genau weiß, was er im Leben anfangen möchte. Am Ende von „The Legends Of The Shires“ stellt er sich dann die Frage, was er werden möchte. Bei „The Fall Of The Shires“ hat er sich dann dazu entschieden König zu werden und hat danach einige Fehlentscheidungen getroffen, sodass die „Shires“ ein dunklerer Ort geworden sind, am Ende des Albums ist die Hoffnung auf Erlösung von den Zuständen wahrnehmbar. Das Nachfolgealbum ist daher thematisch anders angelegt als das Vorgängeralbum. Diese Dinge passieren in der heutigen Welt leider auch, insofern hat es auch einen aktuellen Bezug.

Sind Oblivion Protocol nur für dieses eine Album gegründet worden oder wird es weitere Bandaktivitäten geben?

Ich gehe immer einen Schritt nach dem anderen. Der Plattenvertrag ist für mehrere Alben geschlossen worden, die „Shires“-Thematik ist also noch nicht beendet. Wir werden ein Video zu „This Is Not A Test“ drehen und es sind vereinzelte Auftritte geplant.

Wie bist du auf den Bandnamen Oblivion Protocol gekommen?

Als ich das Album geschrieben habe, da war es zunächst nur für mich gedacht, es war also eher ein „Protokoll zum Vergessen“. Die beiden Worte sind aber auch auf Threshold bezogen, auf dem „For The Journey“-Album wird der „Oblivion Highway“ erwähnt und auf dem „Subsurface“-Album wird beim Song „Mission Profile“ das Wort „Protocol“ verwendet.

Dann hoffen wir, dass du mit dem tollen Album auch erfolgreich sein wirst und es nicht in Vergessenheit gerät. Alles Gute dafür!

Das Interview wurde für die aktuelle Ausgabe des Hardline-Magazins geführt.

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